Lass die Angst gehen - 1 Geschichte für mehr Mut im Leben
Halloween - ein Maskenball der Angst

Es ist der 31 Oktober. Jasmin freut sich auf den heutigen Tag. Es ist Halloween, das Fest der Angst. Sie liebt es sich als etwas Schauriges zu verkleiden und anderen ein Schrecken einzujagen.
Sie betrachtete sich im Spiegel. Ihre kristallblauen Augen und die braunen Naturlocken, sind ihr Markenzeichen. Sie war eine aufgeweckte junge Dame, die vor einigen Wochen die Volljährigkeit erreicht hat.
Jasmin war noch grün hinter den Ohren, aber sie war glücklich mit ihrem Leben. „Deine Freundin, warten vor der Tür auf dich“, sagte ihre Mutter. Sie zwängte sich voller Eile in ihr Hexenkostüm. „Sag ich bin unterwegs“, rief sie die Treppe hinunter. Wenn Jasmin gewusst hätte, dass dieser Abend ihr komplettes Leben verändern würde, dann wäre sie bestimmt Zuhause in ihrem Bett geblieben.
„Gruselig schaust du aus Jasmin, hab dich in deinem Hexenkostüm kaum wiedererkannt.“ „Danke für dieses schaurige Kompliment, aber bitte beiß mich nicht du furchteinflößender Zombie.“

Sie entfernten sich langsam von ihrem Haus und gingen die Straßen entlang. Überall waren Kinder vor den Haustüren und bettelten förmlich nach Süßigkeiten. Sie mussten Lachen und freuten sich schon darauf, die ersten unschuldigen Kinder erschrecken zu dürfen.
Sie versteckten sich hinter einem Baum und als jemand an diesem vorbeilief, sprangen sie raus und jagten den meisten einen wirklichen Schrecken ein. Es macht den beiden einen riesigen Spaß.
Langsam leerten sich die Straßen. Irgendwann, waren sie die einzigen, auf der nun Maskenleeren Straße. „Das war ein wirklich toller Tag heute Jasmin, ich liebe es andere zu erschrecken.“ Jasmin musste lachen und nickte.
Sie begleitete ihre Freundin zu ihrem Haus, welches einige Blöcke entfernt von ihrem lag. Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung und wünschten sich eine gute Nacht. Jasmins Nacht wurde nicht gut.
Vollmond an Halloween

Sie schlenderte die Straßen entlang. Eine süßliche Nachtluft breitete sich aus. Der Vollmond strahlte, in all seiner Pracht und die Sterne tanzten am Himmel. Vielleicht war heute sogar das Heulen der Wölfe zuhören, wenn man die Ohren genau spitzt.
Es könnte für diese Halloweennacht keine besseren Bedingungen geben. Sie musste noch einige Minuten laufen und langsam verspürte sie ein Gefühl der Kälte. Kaum noch Lichter brannten in den Häusern, es war gespenstisch, fast schon unheimlich auf der Straße.
Sie blickte auf ihr Handy und schrieb mit ihrer Freundin, als sie plötzlich ins Straucheln geriet. Sie schrie, blickte auf dem Boden und sah den zerdrückten Kürbis. Ein Lachen kam ihr über ihre Lippen.
Einige Augenblicke später, als sie um die Ecke bog, sah sie auf dem Boden einen Weg voller Kürbisse. Ihr glitt ein kalter Schauer über den Rücken. Sie blickte auf die geschnitzten Kürbisse, die in unterschiedlichsten Fratzen leuchteten und die Flammen der Kerzen im inneren, tanzten in purer Ekstase.

„Woher kommen diese ganzen seltsamen Kürbisse und wieso leuchten sie noch?“ Ihr Schritte wurden schneller und ihre Atmung flach. Sie hatte Angst. „Jetzt nur noch gerade aus, dann habe ich es gleich geschafft“, sagte sie fast schon mit Erleichterung.“
„Hallo ich bin Amanda und du? Wieso bist du so spät noch hier?“ Jasmin erstarrte und konnte im ersten Moment kaum Luft holen. Sie blickte auf das kleine Mädchen. Sie war vielleicht gerade mal neun Jahre alt.
„Ich wollte dir keine Angst machen, tut mir leid, sagte Amanda“. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Niemand will mit mir spielen“ , sagte sie mit trauriger Stimme. Jasmin blickte auf das Mädchen, welches ganz in weiß gekleidet war, sie sah aus wie ein Engel.
„Es ist etwas zu spät zum Spielen für dich Kleines, aber wenn du magst kann ich dir eine Umarmung geben“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Das wäre schön, aber leider ist es dafür schon zu spät“, sagte das kleine und zierliche Mädchen.
Sie fing an wegzulaufen, ohne ein Wort zu sagen und wäre Jasmin etwas klüger gewesen, wäre sie ihr nicht hinterhergelaufen.
Glaubst du an Geister?

„Nicht in den Wald! Es ist gefährlich, für ein kleines Mädchen wie dich“, schrie Jasmin aus vollem Leibe. Sie folgte ihr in den Wald, bis sie die Orientierung verlor. Sie wollte gerade ihre Mutter anrufen, als das kleine Mädchen vor ihr stand.
„Schön, dass du hier bist, endlich will jemand mit mir spielen“. Jasmin war kreidebleich im Gesicht, sie dachte sie verliert jede Sekunde ihr Bewusstsein.

Plötzlich war sie hellwach. Sie sah die Kürbisse mit ihren furchterregenden Fratzen auf dem Waldboden leuchten und fragte sich, ob sie vielleicht einen Alptraum hat.
„Lass uns jetzt anfangen, ich möchte mit dir ein ernstes Spiel spielen. Als erstes muss ich dir aber beichten, dass ich schon hunderte von Jahre alt bin, ich bin kein Mensch.“
„Wie ist das möglich, stammelte Jasmin vor sich hin.“ „An Halloween ist alles möglich“, sagte sie mit einem eiskalten Lächeln. „Lass uns spielen“. Wieso ist Jasmin nicht Zuhause geblieben?
Welche Ängste versteckst du unter deiner Maske?

„Wovor fürchtest du dich Jasmin, was sind deine größten Ängste“? „Meine größte Angst bist du“, sagte Jasmin mit kraftloser Stimme.
„So funktioniert das Spiel nicht. Ich möchte wissen, wovor du dich im Leben fürchtest. Wenn du ehrlich bist und mir die Wahrheit sagst, kommst du auch wieder in dein geliebtes Zuhause.“
Die Flammen der grässlichen Kürbissfratzen tanzten voller Freude Tango. „Ich habe Angst im Leben nicht akzeptiert zu werden und nicht gut genug für andere zu sein“, sagte Jasmin.
Amanda musste lachen. Vertrauen sie mir, dieses schaurige Lachen würden sie niemals mehr vergessen.
„Du fürchtest dich tatsächlich davor nicht gut genug zu sein? Du lebst dein Leben einmal und du weißt nicht, wann es vorbei sein kann. Ich hatte nicht das Glück, lange auf diesem Planeten zu verweilen.
Wieso machst du dir so viele Gedanken darüber, was andere über dich denken? Ist es nicht viel wichtiger, dass du dich selbst liebst und schätzt? Wieso sollte es dir wichtig sein, Menschen zu beeindrucken, die du eigentlich gar nicht ausstehen kannst?

Ich kann dir verraten, wann du wirklich genug bist. Es hängt niemals von der Meinung anderer ab, es hängt von dir ab. Wenn du für dich glaubst, du bist etwas Besonderes, dann ist es wahr, wenn du das Gegenteil glaubst, ist es ebenfalls die Wahrheit.
Selbst wenn dich niemand akzeptieren würde, außer du dich selbst, wärst du glücklicher, als die meisten anderen Menschen, weil diese Narren denken, das Selbstliebe und Selbstakzeptanz von außen kommt.“
Jasmins Augen war geweitet, sie war hellwach. Sie glaubte gerade nicht, was dieses kleine unscheinbare Mädchen, gesagt hatte. „Spielen wir weiter, ich will alle deine Ängste wissen. Dafür bin ich hier.“
Fürchtest du dich vor der Wahrheit ?

Der Vollmond und die Sterne, waren die einzigen Zeugen, die dieses gruselige Schauspiel in dieser Nacht miterlebten. „Ich habe solche Angst im Leben, die Dinge zu tun, die ich mir wirklich wünsche. Mir fehlt oft der Mut“.
Amanda schüttelte den Kopf. „Jedes Halloween, höre ich Dieselben Sätze. Ich weiß nicht, wer euch Sterblichen, so eine Furcht, vor dem Leben beigebracht hat.
Angst vor mir zu haben verstehe ich, bin schließlich ein Geist, wie es in eurer Sprache betitelt wird. Ich muss aber immer lachen, wenn sich Menschen fürchten einen anderen Menschen anzusprechen. Das ist komplett verrückt. Wer hat diese diabolischen Gedanken in eure Köpfe eingepflanzt?
Jeder von euch ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, es gibt vielleicht Unterschiede im Aussehen, Charakter und Prestige, aber am Ende des Tages, unterscheidet ihr euch kein bisschen.
Denkst du immer noch deine Ängste sind real? Alles nur eine Illusion deiner Gedanken. Das Leben soll etwas Schönes sein und nicht etwas, wovor du Angst haben solltest.
Wenn du Träume und Wünsche hast, dann folge Ihnen. Du weißt niemals, wann dein Zeitkonto und die Körner in deiner Sanduhr ablaufen und leer sind.
Das Herz was in dir schlägt ist dein einzigartiges Geschenk. Es ist dein Kompass, der dir zeigt in welche Richtung du gehen sollst. Wenn du deine Zeit verschenkst, weil du Angst hast, dann bist du eine Versagerin. Das weißt du selbst.
Du kannst Angst in dir tragen, aber diese Furcht sollte dein Antrieb und nicht dein Stoppschild sein.“ Jasmin fing an zu weinen, sie hat noch nie so offen über ihre Ängste geredet.
Hast du Angst vor dem Tod?

„Ich möchte die Spielregeln ändern“, sagte Amanda. „Ich stelle jetzt die Fragen“. Jasmin nickte. „Hast du Angst vor dem Tod?“ „Hör auf damit, ich will leben, lass mich in Ruhe“, kreischte Jasmin.
„Ich habe lediglich eine Frage gestellt, beruhig dich kleines.“ „Ich habe Angst vor dem Tod, sagte sie kleinlaut.
„Wieso hast du Angst vor dem Tod, wenn du gar nicht richtig lebst? Wie kannst du behaupten dich vor dem Ende deiner Lebenszeit zu fürchten, wenn du dich nicht mal traust, bei deiner Pizzeria anzurufen und eine Pizza zu bestellen..

Ich bin jedes Jahr an Halloween hier und ständig erzählen mir die Leute, wie sehr sie sich vor dem Tod fürchten. Ich möchte dir eine letzte Frage stellen.
Wieso hast du Angst davor zu sterben, wenn du nichts dafür getan hast, zu leben?“ Jasmin fing an zu schreien.
„Ich will doch leben! Ich will mein Leben genießen! Ich will meine Träume leben und keine Angst davor haben, meinem Herzen zu folgen!
Ich will mutig sein und mich trauen, mein Leben einzigartig zu machen! Ich will es so großartig machen, dass ich den Tod fürchten muss, weil jeder Tag auf der Erde sich anfühlt, wie das Paradies.
„Wenn diese Worte nicht nur Platzpatronen deiner Gedanken sind, sondern dein Leben beschreiben werden, dann bin ich stolz auf dich.
Leider muss ich dir aber etwas gestehen. Hier kommt niemand lebendig raus. Das sind die Regeln. Ich mache nur meinen Job.

Jasmin wurde kreidebleich und fing an zu schreien.
Wer sollte sie tief in diesem schaurigen dunklen Wald hören? Die Sterne und der Vollmond beobachten aufmerksam die letzten Momente dieses exklusiven Films.
Die Kürbisse brannten voller Leidenschaft weiter und es war für einige Momente Still. Totenstille.
Amanda lachte und wandte sich Jasmin zu. „Heute ist dein Glückstag, du wirst es überleben. Was wäre ich für ein ungezogener Geist, wenn ich dir nicht erlauben würde, deine Worte, in Taten umzusetzen.“
Jasmin hörte diese Worte nur noch weit entfernt, als wäre sie in einer anderen Welt. Sie verlor langsam das Bewusstsein.
Ist deine Angst nur Illusion?

Stilles Herz. Laute Welt. Sie blinzelt langsam mit den Augen und sieht die weißen Vorhänge. „Doktor sie ist wach“, sagte die Krankenschwester mit sanfter Stimme.
„Was ist passiert“, stammelte Jasmin vor sich hin. „Sie wurden gestern auf der Straße, von einem Passanten entdeckt, es ist ein Wunder, dass sie noch leben.“
Jasmin war fassungslos. „Nein ich war im Wald, da war dieses Mädchen, sie war ganz in Weiß und da waren überall diese Kürbisse…“
„Schwester ich denke sie ist noch nicht ganz bei Sinnen, geben sie ihr eine Beruhigungsspritze“. Jasmin schlief ein.
Drei Tage später holten ihre Eltern sie aus dem Krankenhaus ab. „Schön, dass es dir wieder besser geht, wir haben uns echte Sorgen um dich gemacht.“ Jasmin lächelte.
Sie sah ihr vertrautes Haus und war glücklich. Vielleicht war doch alles nur ein Traum gewesen. Sie blickte ein letztes Mal, die Straße entlang, bevor sie ins Haus ging.
Möglicherweise war es besser für sie, dass sie das kleine unscheinbare winkende Mädchen ganz in Weiß, einige Meter weiter übersehen hatte.
